Fliegend drehen am Anschlagfutter

Das Anschlagfutter ist etwas besonderes aus dem Erzgebirge. Das weltweit einmalige Reifendrehen im Erzgebirge wurde traditionell nur am Spindelstock durchgeführt, aber eben auch mit Längsholzteilen. Eine der einfachsten Methoden weiches Holz effektiv und sehr schnell anzuspannen war das Anschlagfutter. Später haben die Handdrechsler darauf viele kleine Teile gedrechselt, die für Rächermänner und Nussknacker gebraucht wurden. Das Futter besteht aus drei geschmiedeten Ringen die Scharf zugeschliffen sind. Das wichtigste ist wenn man darauf sicher drechseln möchte, das Werkstück richtig anzuschlagen. Das Holz muss mit einem einzigen Schlag aufgetrieben werden hierfür ist ein normaler 1000g Fäustel ideal. Ist das Werkstück etwas größer kann es auch ein 1500g Fäustel sein. Durch einen ziehenden Schlag wird das Werkstück auf die Ringe getrieben, es entsteht eine gute Klemmung, sobald nachgeschlagen wird kann das Werkstück um wenige Grad geneigt werden, weil niemand optimal trifft durch diese Verschiebungen kann sich das Werkstück später leichter lösen und verliert insbesondere seine seitliche Druckfestigkeit. Es ist klar, das man nicht einhaken darf, weil sich so das Werkstück lösen kann doch für viele einfache Sachen geht das Futter ohne Probleme.  Benötige ich oben an der Stirnholzseite eine saubere Fläche ohne Abdrücke der mitlaufenden Körnerspitze oder gar eine Bohrung, greife ich zu diesem Futter. Die Abfallteile lassen sich dann einfach mit einem Schraubenzieher aushebeln, durch die Schmale Freistelle, wo die Ringe unterbrochen sind. 

Am Anschlagfutter kann man auch auf die Schruppröhre verzichten und direkt mit dem Meißel das Kantel rund drehen. Die früher üblichen deutschen Meißel mit ihrem konischen Verlauf und den breiten Schneiden von 4-5cm sind dafür besonders gut geeignet. Weil die Möglichkeit besteh direkt am Spindelstock aufzuschlagen, muss die Drechselbank ein Rückenlager besitzen, um die Lager der Welle nicht zu beschädigen. Die alten Drechselbänke im Erzgebirge hatten dafür eine Metalkonstruktion außen, heute wird das, so weit ich weis z.B. Bein den Drechselbänken der Marke Steinert und Kreher mit einer Abgestuften Welle gelöst, die sich nicht nach  hinten ausdrücken lässt und die für Anschlagarbeiten so besonders gelagert ist. Bein anderen Drechselbänken gibt es diesen Schutz entweder gar nicht oder nur bedingt. So wie bei mir, dann kann ich nur mit abgeschraubtem Futter aufschlagen, bei den wenigen Teilen, die ich drehen muss ist das aber auch nicht so schlimm. Heute kann man die Anschlagfutter z.B. noch beim Drechselzentrum Erzgebirge kaufen. Will man dem aus dem Weg gehen gibt es heute ganz tolle Futter, die es erlauben auch ein Kantel zu spannen, ein längliches rundes Werkstück oder auch eine Schale. Es sind ganz einfach gerundete Backen auf einem 4 Backenfutter in einer länglichen Variante mit kleinen Riefen, so werden die lägnlichen Werkstücke gut gehalten. Für Querholzteile gibt es dann noch die Schwalbenschanzbacken. 

 

Beste Grüße Mr. Schnitz